08 August 2006

Vom Leben und Sterben

Heute war's mal wieder so weit - ein ganzer Tag in Jena, volles Programm. Pünktlich aufgestanden, fertig gemacht - trotzdem, erste Straßenbahn wäre arg knapp geworden, Hälfte vergessen, nimmste halt den Zug später - reicht auch. Umgezogen, Sachen fertig gepackt, vorbereitet. Ich laufe los - wiedermal zu spät, sollte meine Armbanduhr wieder vorstellen. "Hallo, das ist meine Armbanduhr." Ich laufe - die Bahn fährt. Rennen? - forget about it, schaffste nicht. Was jetzt? - Zug später mehr als scheiße, Handynummer zum Bescheid sagen haste nicht. Zu spät kommen geht daher nicht - zu Fuß nicht machbar. Wohl oder übel Taxi - oder Bus. Der Schritt beschleunigt sich, zwischendurch kürzere Jogg-Einlagen, boah, meine Kondition ist echt für'n Arsch... Ich sehe die Bushalte stelle - sehe die Taxis - schaue auf die Uhr. 8min - 'n Taxi dürfte das locker schaffen, Bus kommt in einer Minute - großzügige 5min eingerechnet - machbar. Bahnhof - ca. eine Minute Zeit, nachdem man natürlich alle entscheidenden Ampeln genau in der Rotphase mitnehmen musste. Ich stehe an der Tür - drücke ab - renne los. Schaffste, schaffste - yippie ey oh. Ich laufe die Treppen hoch - Zug steht noch nicht da. Im Endeffekt fuhr er 10:05 statt 09:58 - hätte ich auch die Straßenbahn später nehmen können, nicht so hetzen müssen. Meine Befürchtung zwecks Anschlusszug sollte sich in Weimar anschließend bewahrheiten - Zug weg, alle angepisst - nicht nur vom Regen - warten. Auf den Zug, den ich hätte nehmen müssen, wäre mein Einsatz fehlgeschlagen. Handynummer von den Leuts besorgt und wenigstens Bescheid gesagt - halbe Stunde Verspätung. Alles umsonst - mehr als das sogar. Draußen auf'm Weg lag'n kleiner Vogel. Schwach atmend, vom Regen durchnässt. Ich Trottel lauf weiter - Uni vorschiebend. Klar, ich wusste in dem Moment nicht ansatzweise, was ich mit dem hätte tun sollen... reingehen und irgendwie aufpäppeln? Uni komplett sein lassen für den Tag? Wenigstens ins Gebüsch zum Sterben legen? ... Einzig der makabere Gedanke, doch'n Foto machen zu können, kam mir in'n Sinn - hätte ich denn die Zeit dafür gehabt... Später kam mir in den Sinn, dass so ziemlich bei uns um die Ecke'n Tierarzt ist. Hätte also gereicht, den kleinen zu schnappen (Handschuhe + Handtuch, versteht sich), dort hin zu bringen - die Straßenbahn später zu nehmen und trotzdem die Bahn noch zu erwischen, oder auch nicht und eben mit dem Zug danach zu fahren, so, wie ich's im Endeffekt quasi getan hab'. Mag sein, ich konnt's nicht ahnen - trotzdem mehr als verwerflich. Klein-Birdy hat's zerlegt. Liegt immer noch draußen, nicht mehr durchregnet - aber auch nicht mehr atmend. 'ne Wespe labte sich bei meiner Wiederkehr eben an seinem Körper. Was ich mit ihm mache? Weiß ich nicht - jedenfall nicht heute. Begraben, Gebüsch oder knallhart Mülltonne, keine Ahnung - ist eee egal, zu spät... Robby, enttäuschend unmenschlich