Die dunkle Seite der Macht
Wie einige wissen, war ich das Wochenende über bei meinen Großeltern. Nein, die haben natürlich nichts damit zu tun - ok, mein Opa vielleicht unterschwellig, von dem ich den übertriebenen Hang zu Ironie, Sarkasmus, Zynismus und Provokation scheinbar irgendwie geerbt hatte *hehe* Deswegen konnte ich bei seinen Scherzen immer nur Grinsen, während meine Oma teilweise schimpfte wie'n Rohrspatz *hihi* Nuja - Gedanken zu dem Eintrag bestehen schon'ne ganze Weile, abermals gefestigt durch aktuelle Entwicklungen in meiner World of Warcraft Gilde - veröffentlich aufgrund des Buches, dass ich mir auf der Hin- und Rückfahrt zu Gemüte geführt hab: Paulo Coelho - Der Dämon und Fräulein Prym Ein interessantes und sehr tolles Buch - mein zweites von besagtem Autor - muss mir mehr zulegen, eins hab ich hier noch liegen - mehr lesen, zumal ich auch hier die knappen 200 Seiten zügig durch hatte. Sogesehen könnte ich locker ein Buch pro Abend schaffen - eins pro Woche wäre ja schonmal'n Anfang. Viel neues war zwar nicht in dem Buch, allerdings unterhaltsam, tiefgründig und sprachlich in hoher Qualität - nicht so, wie bei mir. Die Kernaussage, von mir schon häufig so oder so ähnlich formuliert und vorgetragen: "Wie will man wissen was gut ist, wenn man das böse nicht kennt." Sprachlich wiedermal mangelhaft - in zig Variation hier oder woanders gesagt - nicht nur von mir. Paulo Coelho bringt das sprachlich allerdings weitaus besser und tiefgründiger rüber, deswegen hab' ich mir im letzten Drittel des Buches paar Seiten eingeknickt, um hier paar schöne Zitate zu bringen - dummer- oder glücklicherweise hab' ich das nicht von Anfang an so gemacht... "Der Mensch braucht seine schlechtesten Seiten, um zu seinen besten Seiten vorzustoßen." "Das Böse musste sich zeigen und seine Rolle spielen, damit das Gute am Ende siegen konnte." "Sie (Anm. von mir: Adam und Eva) waren im Paradies und haben es nicht bemerkt. So geht es im übrigen den meisten Menschen auf dieser Welt. Sie suchen das Leiden an den fröhlichsten Orten, weil sie glauben, sie hätten es nicht verdient, glücklich zu sein." "Wer liebt und dabei auf Gegenliebe hofft, der verliert nur seine Zeit." Gab noch Unmengen anderer schöner und treffender Zitate - ach das ganze Buch ist einfach vollkommen zutreffend. Gut und böse. Wie gesagt - wie will man wissen, dass man auf der guten Seite steht, wenn man die böse nicht kennt. Deswegen muss man - oder sagen wir: ich - die dunkle Seite der Macht kosten, ja womöglich auskosten. Erst dann kann ich mir sicher sein, dass die helle Seite die richtige ist - ist sie das überhaupt? Böse zu sein ist ganz witzig. Fies, gemein, hinterhältig, überlegen, Macht auskostend - demonstrierend. Sich am Leid der Unterlegenen ergötzen - verwerflich, macht trotzdem Spaß. Ok - böse sein ist einfach, weil man die Welt so lässt, wie sie ist - mitspielt - nicht anders ist, als die anderen. Ein Grund mehr, gut zu sein. Unabhängig von der Tatsache, dass ich ee zu moralisch, zu gefühlsbetont, zu nett bin. Abgesehen davon gibt es nicht nur gut oder böse, ein und würde besser passen. Genauso, wie ein Zitat aus "Der Dämon und Fräulein Prym", welches sinngemäß sagte, dass es auf den Zeitpunkt der Begegnung mit einem Menschen ankommt, ob er gut oder böse ist. Dämonen und Engel Wettstreiter im Buch, sowohl dem von Paulo Coelho, als auch dem des Lebens. Repräsentanten des Kampfes von Gut gegen Böse. In dem Sinne macht Constantine sogar ein bisschen mehr Sinn bzw. wird aufgewertet, auch wenn's dort nur absolute Charaktere gab. Das Leben ist nicht absolut. Und so sind es auch Engel, Dämonen und Menschen nicht. Jeder trägt beide Teile in sich - mal halten sie sich die Waage, mal überwiegt einer, doch stetig kämpfen beide um Vorherrschaft und Gleichgewicht. So ist der eine mal mehr, mal weniger Dämon. Ein interessanter Aspekt, der mir vorhin bei der Zugfahrt in den Sinn kam, ist wiedermal die Frage des social chameleons, nur auf einer etwas abgedrehterer Ebene. Als Engel ist man viel zu leicht angreifbar - viel zu sichtbar, in dieser dunklen, gottlosen Welt. Viel zu schnell versengt's einem die Flügel... Als Dämon hingegen - nuja, die Welt ist fies und gemein. Die Kunst bzw. die Sache, worauf ich hinaus will: Engel im Dämonpelz. Sein inneres schützen - nach außen hin böse erscheinen - weitaus einfacher. Angriffe verpuffen, flammende Bälle werden dem Gegner entgegengeworfen, unnahbar - scheinbar unverletzlich - zumindest unverletzlicher, als in Reinform. Man bekämpft Feuer mit Feuer. Warum sollte man andere Engel verletzen? Unabhängig davon, dass das auch passieren kann - bzw. schlicht und ergreifend passiert. Mit diesem Dämonschein testet man andere - womöglich auch jene, die sich auch hinter einem solchen Abbild verbergen. Überwinden sie die Hürden, kann man seinen infernalen Schild runterfahren, sein wahres Ich präsentieren - sich angreifbar machen - verletzlich sein. Nutzt der andere dies aus, zieht's einen von Oben in die Tiefe. Sollte das Vertrauen berechtigt sein, bestärkt einen dies. Vertrauen ist töricht. Es gibt nicht nur Engel, die sich im Dämonenkostüm verhüllen, nein, auch engelsgleiche Teufel. Unscheinbar, harmlos, manchmal regelrecht niedlich - oft liebens- bis begehrenswert - ungleich gefährlicher, als ihr Pendant. Auf Zerstörung, Schmerz, Leid aus - nicht, um sich selbst zu schützen, lediglich aus Lust an der Freude. Lustig wird's dann, wenn man nicht weiß, was Fassade und Wirklichkeit ist. Schlimm wird's dann, wenn man nicht mehr weiß, wie das bei einem selbst ist. Wenn beide Seiten verschwimmen, die Seiten wechseln. Auch hier wäre eine simple Zweiteilung zu einfach - dafür ist das Leben, dafür sind Dämonen und Engel, viel zu kompliziert. Dennoch in meinen Augen nachdenkenswert, wie oft man nicht das war, was man ist, sondern warum auch immer etwas anderes hat scheinen lassen. Es gibt kein gut oder böse. Es gibt nur Robby, von Dämonen und Engeln
1 Comments:
Kann man das Böse nicht auch dadurch erkennen, dass einem von anderen Leid zugefügt wurde und man es selber besser machen will? Zumindest scheint es mir so ergangen zu sein.
Allerdings glaube ich nicht, dass sich gut und böse gegenseitig bedingen. Es muss nicht erst das Böse geben, damit man gut sein kann und umgekehrt. Gäbe es das Böse nicht, wären ja schließlich alle Menschen automatisch gut, zumindest jedoch neutral und umgekehrt.
Hmm, irgendwie weiß ich gerade nicht, was ich genau sagen will.
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